Kluge Menschen starten ihren Erfolgstalk indem sie unbedachte Selbst-Herabsetzung vermeiden.

Kluge Menschen starten ihren Erfolgstalk schweigend.
4 simple Unterlassungstipps

Wie paradox: Der tägliche Erfolgstalk beginnt mit klugem Schweigen. Hier erfährst du, welche Sätze und Worte dir besser nicht über die Lippen kommen und wie du unbedachte Selbst-Herabsetzung vermeidest.

Setzen wir uns selbst herab – auch unbedacht – laden wir andere zur Respektlosigkeit ein

Mit diesen vier Unterlassungstipps und einem Plädoyer für das Wort DANKE setzt du wichtige Schritte, um von anderen und anerkannt und respektiert zu werden und steigst auch in deiner Selbstachtung.

 

Unterlassungstipp 1: Unbedachte kompetenzbezogene Kommentare

Hast du das auch schon erlebt? Eine Kollegin präsentiert souverän und irgendwann kommt eine Folie mit einem Tippfehler und sie bemerkt ihn. Cool wäre, den Fehler zu ignorieren und einfach darüber hinwegzugehen. Stattdessen weist sie darauf hin, highlightet den Fehler auch noch mit den Worten:

„Ich sehe gerade, da steht ein I statt einem IE, das sollte natürlich nicht passieren!“


Ich sehe gerade, da steht ein I statt einem IE, das sollte natürlich nicht passieren!“ und lenkt die Aufmerksamkeit auf diesen Nebenschauplatz. Meist ist es nicht einmal eine wichtige Zahl, wie bei einem Budget, sondern bloß ein Tippfehler ohne inhaltliche Relevanz und die eigentliche Botschaft der Präsentation verliert an Bedeutung.

Ähnliches Verhalten, wenn zu Beginn einer Präsentation das technische Zusammenspiel nicht gleich klappt und die Vortragende es mit den Worten bemerkt: „Oje, mit der Technik habe ich es nicht so …“ Besser präsentiert sie sich als Problemlöserin zum Beispiel so: „Einen kurzen Moment, wir haben das gleich!“

„Einen kurzen Moment, wir haben das gleich!“


Oder ein ähnliches Szenario, wenn bei einer Video-Konferenz die Aufteilung in Breakout-Rooms beim ersten Mal nicht klappt: Statt zu jammern: „Ich habe es vorher probiert und gerade jetzt funktioniert es doch nicht …“, nimm es lieber mit Leichtigkeit: „Surprise, surprise, ich klicke gleich nochmals die Breakout-Funktion und wir sehen einander in zehn Minuten wieder im Plenum.“

Deshalb mein Tipp:
Achte darauf, wie du über dich selbst sprichst, vor allem Bemerkungen am Rande sagen mehr über uns, als wir meist beabsichtigen und uns überhaupt bewusst ist.

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Unterlassungstipp 2: Dauerentschuldigungen – Sie schwächen dich nachhaltig

Glaubst du, dass Frauen an sich mehr Fehler machen als Männer? Wohl kaum, doch unterschiedliche Studien bestätigen immer wieder die Forschungsergebnisse der Soziolinguistin Janet Holmes,[1] wonach 75 Prozent der Entschuldigungen von Frauen stammen. Für maskuline Sprecher*innen[2] bedeutet eine Entschuldigung in der Regel einen Statusverlust – deshalb entschuldigen sie sich erst, wenn es unvermeidbar ist.

Kannst du dir vorstellen, wie mit diesem Statusverständnis wahrgenommen wird, wenn eine Sprecherin schnell einmal ein unbedachtes „Sorry“ formuliert oder sie mit einer einleitenden Entschuldigung für ein Statement beginnt: „Entschuldigung, darf ich noch darauf hinweisen, dass …?“ Oder wenn sie beim männlichen Kollegen oder Vorgesetzten an die Bürotür klopft und harmlos einleitet mit: „Entschuldigung, darf ich kurz stören?“

Meine Empfehlung ist, höre dir selbst beim Sprechen zu. Übernimm mit einer Entschuldigung dann Verantwortung, wenn du etwas verbockt hast. Diese Höflichkeitsform macht dich sympathisch und zeigt, dass du verlässlich bist.

Wenn du jedoch einen schlechten Handyempfang hast, dann brauchst du dich dafür nicht zu entschuldigen („Tut mir leid, ich kann Sie gerade nicht verstehen …“). In diesem Fall reicht ein: „Die Akustik war gerade schlecht, können Sie den letzten Satz bitte wiederholen?“

„Die Akustik war gerade schlecht, können Sie den letzten Satz bitte wiederholen?“


Bestsellerautor Kishor Sridhar[3] hat die Auswirkungen des Entschuldigungsverhaltens auf unsere Arbeitskolleg*innen untersucht. Er stellte die Frage: „Unabhängig von der Unternehmenssituation, wie schätzen Sie die Chancen der Person ein, in den nächsten Jahren Karriere zu machen?“

Jene, die eine geringere Entschuldigungsquote an den Tag legten, wurden als durchsetzungsstärker, zielstrebiger und tatkräftiger und damit auch erfolgreicher in ihrer beruflichen Entwicklung eingestuft.

Unterlassungstipp 3: Achtung mit den Wörtern NUR, MUSS, ABER, NIE

Manchmal sind es auch nur drei oder vier Buchstaben, die einen umfassenden Subtext liefern und mit denen wir unsere Kompetenz konterkarieren. Hier sind ein paar Beispiele zu den Worten NUR, MUSS, ABER, NIE, DANKE:

Ich bin ja NUR die Assistentin.“
(Es schwingt mit: Ich habe nichts zu vermelden. Das kann ich nicht entscheiden, eigentlich habe ich gar keinen Handlungsspielraum …)
Besser:
Wie kann ICH Ihnen weiterhelfen?“, „Kann ich für Sie einen Rückruf notieren?“


„Wie kann ICH Ihnen weiterhelfen?“


„Ich bin NUR in Vertretung für NN Herrn Nidetzky  eingesprungen.“
Oder:
„Heute MÜSSEN Sie mit mir Vorlieb nehmen, mein Kollege ist krank.“
(Es schwingt mit: Ich habe keine Zeit für eine Vorbereitung gehabt und kenne mich auch nicht aus.)
Besser:
Guten Tag, mein Name ist Julia Natsch. Auch wenn wir einander persönlich noch nicht kennen – mein Kollege Herr Nidetzky hat mir schon viel von Ihrem Anliegen erzählt. Wir arbeiten im selben Team.“

„Das MUSS ich zuerst mit Frau May klären.“
(Es schwingt mit: keine Kompetenz)
Besser:
„Das werde ich gerne mit Frau May besprechen und melde mich voraussichtlich am … bei Ihnen. Ist Ihnen das recht?“

„Das werde ich gerne mit Frau May besprechen und melde mich voraussichtlich am … bei Ihnen. Ist Ihnen das recht?“


„Ich arbeite ERST ein Jahr im Marketing, ABER … habe ich noch NIE …“
Besser:
„Ich arbeite
BEREITS ein Jahr im Marketing UND …“


„Ich arbeite BEREITS ein Jahr im Marketing UND …“

 

„Darf ich mich KURZ vorstellen? Mein Name ist Julchen Natsch.“
(Es schwingt mit: Und ich bin so unwichtig, dass meine Vorstellung nur kurz und eigentlich ja gar nicht notwendig ist.)
Besser:
„Guten Morgen, mein Name ist Julia Natsch und ich bin schon gespannt, was wir heute gemeinsam erreichen werden. Ich bin heute hier und vertrete die Sichtweise des Vertriebs.“


„Guten Morgen, mein Name ist Julia Natsch und ich bin schon gespannt, was wir heute gemeinsam erreichen werden.“


Die Buchhaltung meldet sich: „Bei der Steuerberechnung ist Ihnen ein Fehler passiert.“
Oh ENTSCHULDIGUNG, ich bringe den FEHLER gleich in Ordnung.“
(Ein Hoppala wird als Fehler bestätigt, das ist nicht notwendig.)
Besser:
DANKE für Ihren HINWEIS. Sie bekommen die NEUE Rechnung gleich per E-Mail.“
(Danke ist ein wunderbares Wort, und Hinweis ist ein neutrales Wort.)

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Unterlassungstipp 4: Unterwürfige Fragen

Bei diesen Fragen ist es wichtig, dass du ein Gespür für die Situation entwickelst. Sie können ab und an kontextbezogen passend sein, wer sie jedoch ständig verwendet, kann schon einmal mit dem Streichen beginnen, denn wir können Höflichkeit auch anders ausdrücken.

In einer Debatte im Meeting: Darf ich dazu etwas sagen?“
Besser:
Einfach starten: „Wenn wir über …. sprechen, ist es wichtig, auch folgenden Punkt zu diskutieren, damit wir nichts übersehen oder einen Fehler machen: …“

Im Verkaufsgespräch: Darf ich Ihnen diesen Wertpapierfonds zeigen?“
Besser:
„Ich denke, wir haben einen Wertpapierfonds, der für Sie interessant sein könnte. Wollen wir uns das gemeinsam ansehen?“

Empfehlung: Bei Lobrede ist ein simples DANKE die beste Antwort

Manche arbeiten in einem Umfeld, in dem das Motto gilt: Nicht geschimpft ist gelobt genug. Das tut niemandem gut, im Gegenteil, wir alle vertragen viel mehr Lob, als wir generell bekommen. Bekommen wir Lob, dürfen wir uns ganz ehrlich freuen.

Es abzutun und klein zureden, ist kontraproduktiv. Sonst signalisierst du, dass sich der Lobende in Zukunft so etwas Nettes sparen kann und entwertest damit das Lob und dich selbst.

Was antwortest du, wenn dir jemand sagt:
„Dein Text im neuen Folder ist echt gut!“ oder
„Ich mag dein Posting, es ist witzig und informativ!“

„Ich mag dein Posting, es ist witzig und informativ!“

Kommen dir diese Antworten über die Lippen?
Dafür habe ich aber viel zu lange gebraucht.“
Munira hat nochmals Korrektur gelesen, sonst wären noch Tippfehler drinnen …
Das ist ja auch mein Job.“

 

Wie gefällt dir stattdessen ein simples „Danke oder „Fein, ich freue mich, dass es dir gefällt!“ oder „Schön, dass dir der Text gefällt – da steckt auch eine Menge Arbeit dahinter, wenn er sich so leicht liest.

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Fazit: Dein Erfolgstalk beginnt damit, unbedachte Selbst-Herabsetzung zu erkennen

Dann kannst du sie auch vermeiden. Achte darauf:

1. Unbedachte kompetenzbezogene Kommentare zu unterlassen.
2. Das Wort "Entschuldigung" mit Bedacht zu verwenden und nicht als standardmäßige "Eintrittsfloskel".
3. Die Worte nur, muss, aber und nie zu vermeiden, wenn sie deine Kompetenz konterkarieren.
4. Unterwürfige Fragen zu vermeiden, nicht erst um Erlaubnis zu fragen, wenn du etwas zu sagen hast.

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[1] Neuseeländische Soziolinguistin mit Forschungsschwerpunkt Sprache und Geschlecht, Sprache am Arbeitsplatz in den 1990er Jahren. Siehe auch Deborah Tannen: The Power of Talk: Who gets heard and Whay, Harvard Business Review September/October 1995, 138-148. Siehe Karin Schumanns Artikel: When and Why Women Apologize More than Men (2011) an der Universität Stanford sowie Kishor Sridhar (2017): Frauen reden, Männer machen?
[2] Maskuliner Sprecher meint mehr als Männer schlechthin. Auch manche Frauen haben ein maskulines Sprechverständnis und Sprechverhalten. Umgekehrt gibt es auch Männer mit femininen Sprachmustern.
[3] Sridhar, Kishor (2017): Frauen reden, Männer machen? Wie wir aus der Klischeefalle ausbrechen und besser zusammenarbeiten. Gabal Verlag. Offenbach. Seite 128 ff


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Gabriele Strodl-Sollak

Ich bin seit 20 Jahren Kommunikationsberaterin und Trainerin. Im Business-Coaching geht es um die Themen Kommunikation, Positionierung, Führung und Karriereentwicklung. Online sowie in der Wiener Agentur.

Ich war Führungskraft in den USA sowie Russland, Pressesprecherin sowie PR-Beraterin in einer Top-Agentur und bin Universitätslektorin. Mit meinem Unternehmen Sollak Kommunikationsarchitekten erhielt ich 2016 die Auszeichnung BEST PRactice Award.

Ich bin verheiratet, wir haben zwei jugendliche Töchter und von Zeit zu Zeit Besuch von einem Gast-Hund, der das Familienleben aufwirbelt. Damit kenne ich die Herausforderungen, die für Frauen tagtäglich zu managen sind. Zum Ausgleich mag ich Mountainbiken, Skitourengehen und genieße häufig gemeinsam mit meinem Mann klassische Konzerte.

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Kommentare

Kommentar von Lisa |

Probiere ich gleich aus - DANKE, dass du mich darauf aufmerksam machst, was ich sofort anders machen kann :-)

Kommentar von Judith |

Dieser Post hat mich total inspiriert. Ich erkenne mich in mindestens 2 Punkten wieder und habe gleich praktische Ansätze erhalten, die sich sehr richtig anfühlen und ich gleich umsetzen werde. Vielen Dank dafür.

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