Ein Blogartikel zum Thema Online Meeting

Turbo-Boost für E-Trainings

Morgen sollte ich in Graz eine Team-Klausur mit 18 Personen begleiten. Als ich der verantwortlichen Direktorin Ende März angeboten hatte, die Klausur im Video-Format zu leiten, hat sie diese Idee unmissverständlich abgelehnt. Mitte April schon, konnte sie sich bereits vorstellen, dass auch die Online-Variante denkbar wäre, sie meinte: „Sie haben mich überzeugt, dass auch E-Trainings effektiv sind“. Was hat innerhalb dieser kurzen Zeitspanne zum Gesinnungswandel geführt?

Die laufenden Anfragen von rundherum machen Video-Kommunikation zur Normalität. Also Druck von außen, von den Stakeholdern. Und auch die wirtschaftliche Notwendigkeit, JETZT die Dinge anzugehen. Schließlich wurde die Team-Klausur ja auch gebucht, weil es notwendig war. E-Learning-Formate sind zwischenzeitlich also zur Bedingung für organisiertes Lernen und Arbeiten geworden, keine Konkurrenz zu Präsenzveranstaltungen mehr. Hier ein paar Tipps, damit E-Learning für neue Online-Zielgruppen gelingt:

Technische Sicherheit bei Online-Trainings geben:
Während in manchen Branchen E-Learning schon seit Jahren seinen fixen Platz im Bildungsprogramm hat, sind andere noch relativ unerfahren. Holen Sie die Teilnehmerinnen auch technisch ab. Wenn Sie den Zugangslink zum virtuellen Classroom senden, bieten Sie einen technischen Check schon ein paar Tage davor an. So können die Teilnehmenden sicher sein, dass ihr Mikrophon und ihre Kamera auf ihrem Gerät funktionieren oder die Einstellungen noch anpassen.

Orientierung geben durch einen Zeitplan:
Mailen Sie vorab einen detaillierten Zeitplan. Wann genau stehen Plenums-Zeiten, Einzel- Paar- und Gruppenphasen sowie Pausen am Plan?

Anfangszeit stressfrei gestalten:
Sie können das Stresslevel ihrer unerfahrenen TeilnehmerInnen reduzieren, indem Sie schon zwanzig Minuten vor Beginn den Class-Room öffnen und laufend die zugeschaltenen TeilnehmerInnen begrüßen. Auf einer Willkommens-Folie können Sie Ihre Mobil-Nummer notieren, auf der Sie per SMS während des Workshops erreichbar sind, damit immer eine technische Verbindung zu Ihnen möglich ist. Gut investiert ist die Zeit, wenn Sie sämtliche Gruppenregeln erklären, zum Beispiel dass während einer Input-Session die Mikros stumm geschalten sind, Fragen über die Chatfunktion gestellt werden können und am Ende des Inputs auch verbale Fragen möglich sind. Auch sollten Sie alle Funktionen erklären und gleich ausprobieren. Ganz einfach beim Chat-Test ist die Frage: „Wo halten Sie sich denn gerade auf?“ Mit dieser Frage bekommen Sie auch gleich etwas Atmosphäre ins Plenum. Bei einer klassischen Gruppengröße von 12 Personen können Sie auch fragen, ob alle möchten, dass die anderen ihre Kontaktdaten bekommen, falls die Verbindung während einer Breakout-Session abreißt und man sich per Telefon erreichen möchte. Bei allgemeiner Zustimmung senden Sie die vorbereitete E-Mail an alle.

Abwechslung durch Umfragen und Peer-Group-Elemente in Breakout-Rooms:
Je länger das Workshop dauert, desto wichtiger ist der Methodenwechsel. Ein effektives interaktives Element sind Umfragungen. Oft reicht eine simple Frage mit drei Antwortmöglichkeiten. Beispielsweise können Sie so Vorkenntnisse abfragen, oder Erwartungshaltungen zu Ihrem Worshopthema. Auch während des Workshops regen Umfragen zur Partizipation an und Sie wissen, ob noch alle aufmerksam dabei sind.

Nutzen Sie zur Reflexion und zum vertiefenden Lernen die Breakout-Rooms. Überlegen Sie vor dem Workshop, welche TeilnehmerInnen gut zusammenpassen könnten. Kennen Sie die Gruppe nicht, empfehlen wir einen Mini-Fragebogen an die Teilnehmenden im Vorfeld zu verschicken. So bekommen Sie einen Eindruck von Ihren Learnern über demografische Merkmale, Branche, Vorwissen und Erwartungshaltung. Steigen Sie selbst in die Breakout-Rooms ein, so wie Sie auch beim Präsenztraining die Arbeitsgruppen besuchen. So können Sie einschätzen, wie die Gruppe mit dem Arbeitsauftrag klarkommt. Im E-Training geschieht dieses Dazuschalten sehr abrupt. Sie sind einfach am Bildschirm und das kann irritierend sein, weil es das Gruppengespräch unterbricht. Deshalb sprechen Sie dies an, bevor Sie die Breakout-Rooms öffnen. Zum Beispiel, dass Sie sich mit ‚Hallo‘ melden und die erste Zeit nichts sagen werden, um überhaupt andocken zu können. Oder dass die Gruppe Ihnen mit dem Satz: „Danke, wir kommen gut zurecht“ signalisieren kann, dass sie lieber unter sich bleiben möchte. Manche Gruppen bevorzugen die Privatheit, andere finden es bereichernd, wenn sie mit der/dem ExpertIn exklusiver sprechen können.

Präzise Vorbereitung:
Die Vorbereitung für ein Online-Training muss um einen Tick präziser sein, als bei einem Präsenz-Training. Bei zweiterem können Sie viel mehr auf Ihre Intuition vertrauen, das machen Sie beim Video-Training durch Planung wett. Für eine optimale Gruppeneinteilung brauchen Sie vorher schon Informationen. Die Arbeitsaufträge müssen noch klarer sein, denn Nachfragen ist schwierig. Damit Sie die Zeiteinheiten halten und die Lernziele erreichen können, brauchen Sie selbst einen detaillierten Plan.

Im eingangs beschriebenen Fall habe ich der Direktorin auch das energiegeladene Feedback eines gelungenen Video-Workshops gemailt. Wer weiß, möglicherweise hat sie auch das überzeugt?

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